
Morgen ist Freitag der 14. Juni. Ja, ihr habt richtig gelesen, es ist nicht Freitag der 13., aber man könnte fast meinen, dass es sich um einen schwarzen Freitag für die Schweizer Wirtschaft, respektive die Schweizer Politik handelt.
Denn morgen ist es soweit: Schweizweit gehen Frauen auf die Strasse um sich für ihre Rechte einzusetzen, dafür zu kämpfen und für die 17 Punkte, die auf der Forderungsliste stehen zu demonstrieren.
Da ich mich frage, wie viele der Frauen, die morgen an der Demonstration teilnehmen, die 17 Forderungen kennen und sich vertieft damit auseinandergesetzt haben, möchte ich auf einige dieser 17 Punkte im heutigen Blogpost genauer eingehen und mit kritischen Gedanken zum Nachdenken anregen.
Quelle der nachstehenden Forderungsliste www.sozialismus.ch (aufgerufen am 13.06.2019):
1. Wir, Frauen, Lesben, inter-, non-binary- und Transpersonen, mit oder ohne Partner*in, in einer Gemeinschaft, mit oder ohne Kinder, mit oder ohne Arbeit, unabhängig von der Art der Arbeit, gesund oder krank, mit oder ohne Beeinträchtigung, jung, erwachsen oder alt, hier oder in einem anderen Land geboren, unterschiedlicher Kultur und Herkunft, wir alle rufen auf zum Frauen*streik am 14. Juni 2019. Wir wollen die tatsächliche Gleichstellung und wir wollen selbst über unser Leben bestimmen. Deshalb werden wir am 14. Juni 2019 streiken!
Mit der Textstelle, die ich rosa markiert habe, bin ich nicht ganz einverstanden. Also, in wie fern können wir Frauen nicht über unser Leben bestimmen?! Ich habe mein Leben selber in der Hand und ich bin der Meinung, dass dies auch allen anderen Frauen in der Schweiz so geht. Denn ich bin der Meinung, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist. WELCHE Frau kann hier in der Schweiz nicht über ihr eigenes Leben bestimmen?!
2. Wir sind es, diefür (sic!) Hausarbeit, Erziehungsarbeit und die Pflege zu Hause sorgen, ohne die unsere Gesellschaft und Wirtschaft nicht funktionieren könnten. Wir sind es, die sich um das Wohlergehen der Kinder und der betagten Eltern kümmern und sorgen. Aber es fehlt uns an Geld und an Zeit.
Gut, der Inhalt dieses Punktes ist zum Teil schon richtig. Aber ich kenne auch ganz viele Männer, die sich um ihre betagten Eltern kümmern und es gibt auch sehr viele Väter, die sich gleichermassen um ihre Kinder kümmern wie die Mütter. Und wenn dies nicht so ist, dann müssen wir Frauen uns hinterfragen, denn oftmals höre ich Mütter, die sich beklagen, aber sich auch nicht wehren. Dafür muss man aber nicht auf die Strasse gehen, sondern für dieses Gespräch braucht man nur seinen Partner, mit dem man das Kind/die Kinder ins Leben gerufen hat.
Und woher wollt ihr das Geld?! Vom Staat?!
3. Wir wollen gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit. Wir wollen eine Aufwertung der ‘Frauenberufe’ und deren angemessene Entlöhnung. Wir wollen Sozialversicherungen, die unsere Existenz sichern. Wir wollen Renten, die uns ein Leben in Würde ermöglichen, ohne dass unser Rentenalter erhöht wird. Wir wollen Arbeitsbedingungen, die uns die echte Gleichstellung in der bezahlten und unbezahlten Arbeit garantieren.
Ich bin der Meinung, dass der rosa hinterlegte Teil dieser Forderungen nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer betrifft. Sie wünschen sich bestimmt auch bessere Sozialversicherungen und bessere Renten.
Ausserdem, könnte man hier bitte Frauenberufe genauer definieren?! Mit dieser Aussage diskriminieren sich die streikenden Frauen doch gerade wieder selbst?
4. Wir fordern eine Wirtschaftspolitik, die bezahlte und unbezahlte Carearbeit ins Zentrum stellt und diese finanziert.Wir wollen die Anerkennung und gerechte Verteilung der Haus- und Sorgearbeit, ihre ökonomische Aufwertung und Anrechnung und in den Sozialversicherungen einen längeren Mutterschaftsurlaub, eine Elternzeit und einen Urlaub im Falle kranker Kinder und Angehöriger. Wir fordern einen ausreichenden und kostenlosen Service public für die Betreuung unserer Kinder, für die Sorge für unsere älteren Menschen und für unser Leben.
Und was ist mit den Vätern?! Die haben überhaupt keinen Vaterschaftsurlaub! Allgemein betrifft dieser Punkt die Familien und nicht nur die Frauen! Stellt euch doch nicht so hin, als würdet ihr alleine die Kinder grossziehen!
Wenn wir Mütter dies nicht wollen und unseren Partner und zukünftigen Vater unserer Kinder sorgfältig aussuchen, blüht uns dies auch nicht!
5. Wir wollen die generelle Reduktion der Arbeitszeit, bei gleichbleibendem Lohn und einen Mindestlohn, damit die bezahlte und unbezahlte Arbeit besser verteilt werden kann, und weil das kapitalistische Wirtschaftsmodell die Menschen abwertet und herabsetzt und auch damit wir die natürlichen Ressourcen unseres Planeten nicht weiter ausbeuten. Wir wollen Zeit für Familie und Sozialleben. Wir wollen Zeit, unser Leben zu leben.
Verstehe ich richtig, dass wir Frauen weniger arbeiten wollen bei gleichbleibendem Lohn? In wie fern hat diese Forderung mit Gleichberechtigung zu tun?!
6. Wir wollen einen geregelten Status und eine Gesetzgebung, die jene Frauen*schützt, die aus anderen Ländern kommen, oft um als Betreuerinnen für Kinder, Kranke und betagte Menschen zu sorgen und andern Frauen* wie auch ihren Partner*innen dadurch ermöglichen, ihren Beruf auszuüben und auch Karriere zu machen. Wir bekräftigen unsere Solidarität und fordern für alle das Recht auf gute Arbeits- und Lebensbedingungen. Wir bekämpfen die Doppeldiskriminierung, die Migratinnen* (sic!) erleben.
Migrationspolitik!
7. In einem patriarchalen kapitalistischen System, in das «Männliche» und das «Weibliche» nicht als gleichwertig betrachtet werden, sind wir diejenigen, die Sexismus, Diskriminierung, Stereotypiserung (sic!) und Gewalt ausgesetzt sind, am Arbeitsplatz, in der Ausbildung, auf der Strasse, zu Hause und in den staatlichen Institutionen. Wir sind Opfer spezifischer Unterdrückungen aufgrund unserer Hautfarbe, unseres sozialen Hintergrunds, unserer Situation als Mütter und Grossmütter, wegen unserer Beeinträchtigung, unserer sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität.
Auch mit diesem Punkt bin ich überhaupt nicht einverstanden! Ich finde nicht, dass ich beeinträchtigt bin und ich finde auch nicht, dass nur wir Frauen diskriminiert werden. Auch Männer
werden aufgrund ihrer Hautfarbe, respektive ihres sozialen Hintergrunds zu Opfern! Wie viele Frauen wechseln beispielsweise nachts die Strassenseite wenn ihnen ein dunkelhäutiger Mann entgegen
kommt?! Das Argument, das liegt eben an meiner Weiblichkeit akzeptiere ich nicht, denn für diese Männer fühlt sich das auch total komisch an. Und in diesem Falle ist der dunkelhäutige Mann
derjenige, der Diskriminierung und Stereotypisierung ausgesetzt ist und nicht die Frau, die die Strassenseite wechselt, weil sie "Angst" hat.
8. Wir wollen frei entscheiden können über unsere Sexualität und Geschlechtsidentität. Wir fordern Respekt gegenüber unserem Körper und unserem Leben und wir lehnen geschlechtsspezifische und FLINT-phobe Gewalt ab.
Jetzt einmal im Ernst?! Geht es den Männern nicht manchmal auch so?! Auch sie werden angemacht und manchmal an Stellen berührt, an denen sie nicht berührt werden wollten! Klar, ich bin absolut für den respektvollen Umgang zu Körper, Geist und Seele, aber warum soll es nur um die Frauen gehen?! Es soll doch jedes einzelne Individuum unserer Gesellschaft, egal ob Mann oder Frau, respektvoll behandelt werden!
Und so geht es weiter bis und mit Punkt 17...
17. Darum werden wir am 14. Juni 2019 streiken. Wir bestreiken die bezahlte Arbeit, die Hausarbeit, die Sorgearbeit, die Schule, den Konsum. Auf dass unsere Arbeit sichtbar werde, unsere Forderungen gehört werden, der öffentliche Raum uns allen gehöre!
Was?! Wir bestreiken bezahlte Arbeit?!
Ausserdem möchten doch die Männer bestimmt auch, dass ihre Arbeit sichtbar wird! Ich für meinen Teil kann nicht behaupten, dass meine Arbeit nicht wertgeschätzt wird. Im Gegenteil, ich befinde mich zum Glück in einer Beziehung, in der es keine Rolle spielt wer was tut. Denn wir sind ein Team und somit gleichberechtigt!
Meine Meinung:
Ich finde, es sind zu viele Punkte auf dieser Forderungsliste und ehrlich gesagt auch zu viel blabla...
Während eineinhalb Jahren habe ich mich aufgrund meiner Masterarbeit innig mit der Genderthematik auseinandergesetzt, weshalb ich diesen Punkten noch kritischer gegenüber stehe. Denn meines Erachtens sind sie überhaupt nicht gendergerecht.
Warum muss es denn immer gleich um den Geschlechterkampf gehen?! Wären, respektive sind wir nicht viel stärker, wenn wir gemeinsam an einem Strick ziehen?! Die meisten Punkte, die gefordert werden, betreffen meiner Meinung nach, sowieso auch die Männer, weshalb wir auch einfach alle gemeinsam auf die Strasse gehen könnten.
Aber nein, wir müssen es wieder einmal zum Frauenthema machen.
Ehrlich gesagt, bin ich recht erzürnt, weil ich der Meinung bin, dass es mit der Genderthematik genau gleich ist wie mit der Homosexualität. Dazu zitiere ich gerne Klaus Wowereit, der auf die wiederholte Interviewfrage "Wie seiner Meinung nach die Gesellschaft gegenüber Homosexualität eingestellt sei" sagte: "Erst wenn ich nicht in jedem Interview auf meine Homosexualität angesprochen werde, können wir von einer vollständigen Akzeptanz sprechen!"
Und so ist es doch auch mit diesem Frauenstreik. Erst wenn wir nicht aus allem einen Geschlechterkampf machen müssen, herrscht wirklich eine Gleichberechtigung- und zwar von beiden Seiten. Mir kommt es fast so vor, als ginge es uns hier in der Schweiz zu gut, weshalb man wieder einmal etwas zum "jömmerle" sucht...
Denkt einmal darüber nach...
Nimmst DU morgen am #Frauenstreik2019 teil und wenn ja, warum?
Eine demonstrative Zeit wünscht euch
Eure Kate
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Patricia (Freitag, 14 Juni 2019 13:29)
mega toller blog Beitrag....
Ich finde es ehrlich gesagt auch krass eine Frau sollte nicht streiken müssen für Ihre Rechte die Männer tun es ja au nicht... sondern lieber direkter offener und vorderne werden und nicht kuschen. sei diiis in der arbeitswelt oder privat. wir alle haben einen Mund, also nutz diiis auch und grad hier auf insta oder sonst im Netz könnte viel bewirkt werden wenn sich nicht alles um "schimmerundschein" drehen würd. dann bräuchte es auch keinen extra Streiktag...!!!
Olympe de Gouges (Dienstag, 18 Juni 2019 11:58)
Schade, dass du am Frauenstreik nicht dabei warst. Du hättest gesehen, dass auch viele Männer daran teilgenommen haben und dass wir sehr wohl am selben Strick ziehen und für die gleiche Sache kämpfen.
Ich habe einige deiner Punkte aufgenommen und kommentiert. Vielleicht öffnet es deinen Horizont.
1. Beispielsweise Frauen, die im Niedriglohnsektor arbeiten. Sie können bspw. nicht selber bestimmen, ob sie eine Familie gründen möchten, ob sie Zuhause bleiben oder (lohn)arbeiten möchten. Dies nur Beispiele. Privilegierte Frauen wie du und ich (hohe Schulbildung, weisse Hautfarbe, etc.) können selbst bestimmen, aber wir dürfen nicht von uns auf andere schliessen. Der Streik war solidarisch. Ich bin auch nicht (nur) für mich selbst auf die Strasse, sondern vor allem für meine Mitbürgerinnen, die nicht streiken konnten.
2. Ja, das Geld kommt vom Staat. Für die Landwirtschaft und für das Militär haben wir genug Geld, da müsste ein Umdenken und eine Umverteilung (Abschaffung Armee o.ä.) stattfinden. Dies ist eine politische Entscheidung.
3. Stimmt nicht: Frauen habe niedrigere Renten als Männer. Ja, auch 2019. Frauenberufe = Berufe im Niedriglohnsektor, die meist von Frauen ausgeübt werden. Diskriminierend ist diese Bezeichnung nicht, diskriminierend sind nur die Löhne dieser Berufe.
4. Elternzeit wird ja direkt nach Mutterschaftsurlaub erwähnt.
5. Du definierst «arbeiten» nur als bezahlte Arbeit. Es geht hier aber auch um unbezahlte Arbeit.
6. ja?
7. siehe Punkt 1. Du bist sehr privilegiert, wenn du noch nie Sexismus ausgesetzt warst. Und übrigens: Rassismus ist auch schlimm. Beides schliesst sich nicht aus.
8. Es hat niemand geschrieben / gesagt / gedacht, dass Männer nicht auch so behandelt werden sollen. Respekt für alle, da schliessen wir niemanden aus. Aber beim Frauenstreik ging es eben um Frauen.
und so weiter…
Und: du hast Wowereit nicht richtig verstanden und interpretiert.
Peace.
TipsterKate (Dienstag, 18 Juni 2019 12:45)
Liebe Frauenrechtlerin
Einen interessanten Namen, den du dir da selber gegeben hast- sehr passend;)...
Erst einmal möchte ich dir dafür danken, dass du dir die Zeit genommen hast, meinen Beitrag zu lesen und diesen ausführlichen Kommentar zu erstellen.
Ich habe diesen Blogpost verfasst, weil ich aufzeigen wollte, dass nicht alle Frauen mit diesem Streik einverstanden sind und wie es mir scheint, habe ich vielen Leserinnen aus dem Herzen gesprochen.
Nun lass es mich so sagen: ich finde es schön, dass so viele auf die Strasse gegangen sind, bezweifle aber wirklich stark, wie viele davon sich ausführlich mit der Forderungsliste auseinandergesetzt haben und nicht nur dabei waren um später sagen zu können „da war ich dabei...“
Und zu den Männern: Klar waren sie auch auf der Strasse, denn die meisten Punkte betreffen ja auch sie. Deshalb stört es mich, dass man es zu einem Frauenstreik erklären musste. Warum nicht an einem Strang ziehen?
Und noch ein anderer Punkt: Wenn man sieht weshalb in anderen Ländern (Beispiel Sudan) Menschen auf die Strasse gehen, sind unsere Probleme im Vergleich doch wirklich lächerlich.
Nun wünsche ich dir einen wundervollen Tag und hoffe, dass du meine Meinung akzeptierst. Ich tue dasselbe mit der Deinigen.
Herzlich
Deine Kate
Sojourner Truth (Dienstag, 18 Juni 2019 15:26)
Natürlich akzeptiere ich deine Meinung. Ich würde dich gerne überzeugen von meiner, das ist klar. Vielleicht schaff ich es noch ;-)
"Und zu den Männern: Klar waren sie auch auf der Strasse, denn die meisten Punkte betreffen ja auch sie. Deshalb stört es mich, dass man es zu einem Frauenstreik erklären musste. Warum nicht an einem Strang ziehen?" -> Nein, nein, nein. Die Männer waren nicht wegen sich selbst auf der Strasse. Die Männer waren solidarisch, weil sie sehen, dass viele dieser Probleme nur uns Frauen betreffen. Die Männer waren für uns Frauen auf der Strasse. Es war ein Frauenstreik und da ging es ausnahmsweise einmal nur um die Frau. Ist doch super. Ein anderes Mal kämpfen wir wieder für die Männer, ein anderes Mal fürs Klima, ein anderes Mal gegen Rassismus, ... Alles super Dinge, aber dieses Mal ging es nur um die Frau. Wir ziehen am gleichen Strang, wir sind nicht gegen Männer oder männerfressende Emanzen, viele von uns LIEBEN Männer (ich zum Beispiel). Wir können gleichzeitig Männer lieben und trotzdem für Frauen kämpfen. Das eine schliesst das andere nicht aus. (Krass, gell.) Wir schliessen auch keine Männer aus, wenn wir für unsere Rechte kämpfen. Wir nehmen ihnen nichts weg, keine Sorge. Wenn Männer mal für ihre Rechte kämpfen möchten, z.B. eine Demo organisieren pro Vaterschaftsurlaub, dann werden wir daran teilnehmen und sie unterstützen, so wie sie uns unterstützt haben. Wir werden solidarisch sein.
Und: Probleme im Sudan mit unseren in der westlichen Welt zu vergleichen, ergibt keinen Sinn. Du kennst sicher die Bedürfnispyramide. Selbstverständlich kommt das Überleben zuerst. Und dann geht es eben weiter mit den Bedürfnissen. Du sagst deinen Klientinnen ja auch nicht: Sorry, deine Analprobleme sind unwichtig, schau mal die im Sudan an, die haben wirkliche Sorgen. Ausserdem ist dem Sudan nicht geholfen, wenn wir nicht kämpfen.
Herzlich
Deine Sojo
TipsterKate (Dienstag, 18 Juni 2019 16:13)
Liebe Frauenrechtlerin
Wenn dir meine Meinung so wichtig ist, würde ich vorschlagen, du meldest dich persönlich bei mir und wir unterhalten uns von Angesicht zu Angesicht.
Auf eine offene und ehrliche Diskussion freut sich
Deine Kate
Louise Otto-Peters (Dienstag, 18 Juni 2019 16:18)
Mache ich gerne. Auf bald!
Auf eine spannende Diskussion freut sich
Deine Louise